Wirbelsäulenverbiegung
Englisch: scoliosis
Unter Skoliose versteht man eine fixierte Verbiegung der Wirbelsäule. Das Rückgrat des Menschen ist bei einer Skoliose nicht nur seitlich ausgebogen, sondern enthält noch weitere Komponenten wie Torsion und Rotation.
Die menschliche Wirbelsäule ist kein gerader und starrer Stab, der den Menschen aufrecht hält, sondern ein flexibles und biegsames Gebilde aus einzelnen miteiander
kommunizierenden Komponenten, den Wirbelkörpern.
Die Wirbelsäule hat eine vorgegebene Struktur mit physiologischen Krümmungen, um eine optimale Beweglichkeit zu garantieren.
Sie ist s-förmig nach vorne und hinten gebogen. Diese Krümmungen werden Lordose (Ausbiegung nach vorne: im Hals- und Lendenbereich) und Kyphose (Ausbiegung nach hinten: im Brustbereich) genannt. Neben dieser normalen und notwendigen Ausbiegung der
Wirbelsäule, können jedoch auch skoliotische Veränderungen auftreten. Diese sind in leichtem Ausmaß bei der Mehrzahl der Bevölkerung festzustellen.
Die Skoliose bezeichnet eine fixierte seitliche Ausbiegung der Wirbelsäule des Menschen. Sie wird deshalb als fixiert bezeichnet, da sie sich nicht in die eigentliche
Ausgangsposition der Wirbelsäule zurückdrehen lässt, wie es beispielsweise bei skoliotischen Fehlhaltungen (z. Bsp. passive oder aktive Fehlhaltung durch Schmerzen) der Fall ist.
Eine Skoliose ist aber nicht nur die seitliche Ausbiegung der Wirbelsäule, sondern beinhaltet auch die Torsion (asymmetrische Wuchsform) einzelner Wirbelkörper und
die Rotation mehrerer Wirbelkörper zueinander.
Der jeweils rot eingefärbte Bereich zeigt die verschiedenen Abschnitte der Wirbelsäule.
Von links nach rechts:
Das Beschwerdebild der Skoliose hängt von der Ausprägung, also dem Schweregrad ab. Es gibt sehr leicht ausgeprägte Skoliosen, wie sie bei vielen Menschen
vorliegen.
Diese bleiben oft unbemerkt, da sie keinerlei Beschwerden machen. Meistens werden Skoliosen während des Wachstumsschubs vor der Pubertät symptomatisch und mit etwa 10 bis 12 Jahren entdeckt.
Die Kinder fallen allein durch die anatomischen Missverhältnisse auf (krumme Wirbelsäule, ungleiche Schulterhöhe usw.). Schmerzen sind selten. Besteht die Skoliose jedoch schon längere Zeit, so kann
es zur Abnutzung kommen und somit können zunehmende Schmerzen entstehen.
Eine Skoliose wird meist entweder durch primäre oder sekundäre asymmetrische Formveränderungen der Wirbelsäule hervorgerufen. Zu primären Ursachen zählen zum
Beispiel angeborene Fehlbildungen der Wirbelkörper, sekundäre Ursachen sind wiederum Umstände, die eine Verbiegung der Wirbelsäule zur Folge haben (schwächere Muskulatur auf der einen, als auf der anderen
Seite der Wirbelsäule als Beispiel). Allerdings sind die überwiegende Mehrheit (etwa 90%) der Skoliosen bzw. deren Entstehung nicht zu erklären (Beispiel: Warum ist die Muskulatur
ungleichmäßig kräftig ausgebildet?) und gelten somit in der medizinischen Fachsprache als idiopathisch.
Die Wirbelsäule wird während des gesamten Lebens aber besonders in der Wachstumsphase unter einer starken elastischen Spannung gehalten. Gerät diese Spannung aus dem Gleichgewicht, so entsteht ein Missverhältnis der Kräfte und die
Wirbelsäule weicht seitlich ab.
Je nach Ursache unterscheidet man verschiedene Skoliosearten:
Myopathische Skoliose
Unter einer myopathischen Skoliose versteht man eine Verkrümmung der Wirbelsäule aufgrund einer Muskelerkrankung,
wie beispielsweise Muskeldystrophie.
Neuropathische Skoliose
Einer neuropathischen Skoliose liegt eine Fehlfunktion der Nerven zu Grunde. Die Seitverbiegung entsteht durch
eine einseitige Lähmung der Rumpfmuskulatur bedingt durch einen Nervenausfall.
Osteopathische Skoliose
Hier liegt die Störung vor allem in der Wirbelkörpersymmetrie.
Idiopathische Skoliose
Die Ursache dieser Form der Skoliose ist unbekannt.
Skoliosen können erworben oder auch angeboren sein.
weitere Skolioseformen
- Säuglingsskoliose (Sonderform der idiopathischen Skoliose im Säuglingsalter. Meist ist diese Form c-förmig ausgebildet. Die Kinder liegen meist schief im Bett und drehen sich auf eine Seite. Es ist eine hohe Tendenz zur Spontanheilung vorhanden.)
- Posttraumatische Skoliose (z. Bsp. wegen Brüchen der Wirkelsäule, siehe auch Wirbelbruch)
- Reflektorische Skoliose (Z. Bsp. wegen Schmerzen bei Bandscheibenvorfall)
Um eine Skoliose festzustellen eignet sich ein einfacher Test: der so genannte Vorbeugetest.
Der stehende Patient beugt sich mit dem entkleideten Oberkörper nach vorne und legt beispielsweise die Hände auf die Knie. Von hinten betrachtet, erscheint eine Vorwölbung im Bereich der Rippen, der so genannte Rippenbuckel. Die so genannte
Thorakalskoliose (Thorax = Brustkorb) ist die häufigste Art der
Skoliose. Der Rippenbuckel entsteht durch die Torsion der Wirbelkörper. Da die Rippen am Wirbelkörper ansetzten und dieser verdreht ist, werden die Rippen beim Vorbeugen auf einer Seite nach oben
gedrückt. Dieser Buckel entsteht immer auf der konvexen Seite der Wirbelsäulenkrümmung.
Liegt die Skoliose im Bereich der Lendenwirbelsäule vor, so entsteht der so genannte Lendenwulst. Außerdem sind die Taillendreiecke ungleichmäßig hoch.
Skoliose kann auch diagnostiziert werden, indem man bei dem Patienten auf einen Schulter- bzw Schulterblatthochstand achtet.
Im Röntgenbild lässt das Ausmaß der Wirbelsäulenverkrümmung gut messen. Hierzu dient der so genannte Cobb - Winkel. Dieser wird mit Hilfe bestimmter Strukturen bestimmt. Am
oberen und unteren Ende der Krümmung liegen die Neutralwirbel, welche im Gegensatz zu den Wirbeln, die direkt an der Krümmung beteiligt sind, keine keilförmige Verformung mehr aufweisen. Von diesen
Neutralwirbeln ausgehend werden werden von der Basis aus verlängerte Linien gezogen, auf denen wird ein senkrechtes Lot gefällt und der Winkel zwischen diesen beiden sich treffenden Linien
bestimmt.
Bei Winkeln unter 40° handelt es sich um eine leichte Skoliose, mittelschwere Skoliosen liegen im Bereich von 40-60°, ab einem
Winkel von 60° spricht man von schweren Skoliosen.
In der Regel verschlimmert sich eine leichte bis mittlere Skoliose nach Abschluß des Wachstums nicht weiter. Beträgt die Verkrümmung jedoch mehr als 30°, so kann auch im Erwachsenenalter noch eine Verschlechterung der Beschwerden auftreten.
Bei langjährigem Verlauf der Skoliose können an Wirbelkörpern und Bandscheiben Abnutzungserscheinungen auftreten, die sich oft durch Schmerzen bemerkbar machen.
Skoliose ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule. Von Natur aus ist die menschliche Wirbelsäule nach vorne und hinten verkrümmt. Zu einer Skoliose kommen neben der Verkrümmung auch noch die Rotation
der gesamten Wirbelsäule und die Torsion einzelner Wirbelkörper. Der Erkrankungsgipfel, das heißt der Häufigkeit der Erstdiagnose, liegt zwischen dem 10. und 12. Lebensjahr.
Es gibt verschiedenen Formen der Skoliose, meist unterteilt nach ihren Ursache (eher durch knöcherne Komponenten oder eher durch Muskelschwäche usw.), kann angeboren oder auch
erworben sein.
Schmerzen sind selten und treten eher im langjährigen Verlauf auf. Eine Skoliose ist durch Röntgenaufnahmen bei denen der Verkrümmungswinkel (Copp-Winkel) gemessen werden kann, aber auch durch einen
simplen Vorbeugetest zu diagnostizieren.
Die Behandlung der Skoliose richtet sich nach ihrer Schwere. Bei leichten Skoliosen kann Krankengymnastik zur Muskelstärkung helfen, bei schwerern Skoliosen sind Operationen von Nöten. Die Therapie der schweren Skoliose
ab etwa 40° besteht meist in der operativen Begradigung der Wirbelsäule mit anschließender Versteifung durch Implantate. Jedoch muss jeder einzelne Fall bewertet und kann nicht pauschal
beurteilt werden.
Vorbeugen kann man einer Skoliose leider nicht. Bei Kindern sollte jedoch ohnehin stets auf ein angemessenes und korrektes Wachstum des gesamten Körpers geachtet werden.
Die Therapie der Skoliose (Skoliosetherapie) richtet sich nach dem Alter der Patienten und dem Schweregrad der Skoliose. Der beste Therapieerfolg stellt sich bei einer Skoliosentherapie noch während der Wachstumsphase im Kindesalter ein.
Ist die Wirbelsäule nur leicht von der Skoliose betroffen (Verkrümmung unter 20°), reicht möglicherweise Krankengymnastik zur Stärkung der Rückenmuskulatur aus. Ist die
Verkrümmung der Wirbelsäule schwerer (über 20°), so müssen zusätzlich die Wirbel mit Hilfe verschiedener Korsetts belastet werden, um Folgeschäden zu vermeiden. Das Tragen eines Korsetts
zur Skoliosetherapie muss konsequent durchgehalten werden, was sich vor allem für Kinder schwer ist.
Das Korsett muss im Prinzip immer getragen werden, man sagt 23 Stunden am Tag. Es sollte also lediglich zum Waschen abgenomemn werden. Diese Art
der Skoliosentherapie muss bin zum Abschluss des Wachstums fortgesetzt werden.
Ein Korsett fixiert den Rumpf und verhindert, dass sich Schulter und Becken gegeneinander verdrehen. Es funktioniert nach dem Prinzip: Druck und Entlastung. Auf eine ergänzende Krankengymnastik
zur Skoliosentherapie darf keinesfalls verzichtet werden.
Bei schwerer Skoliose muss an eine operative Therapie denken. Um die OP optimal vorzubereiten, sollte bereits im Vorfeld ein Traktionsverfahren angewendet werden. Anschließend wird die Wirbelsäule durch ein Verfahren, das Spondylodese genannt wird, versteift. Von Patienten wird diese Versteifung in der Regel als wenig einschränkend empfunden. Bei der Versteifung werden Schrauben in einzelne Wirbel eingedreht und mit Stäben miteinander verbunden. Eine Korsettbehandlung wird in diesem Fall nicht notwendig.
Um eine Skoliose operativ zu begradigen sind mehrere Schritte nötig:
Die Wirbelsäule muss nicht nur in ihrere seitlichen Ausbiegung begradigt werden, sondern auch Rotation und Torsion müssen ausgelichen werden. Es stehen verschiedenen Operationsverfahren zur
Verfügung:
Ventrale und dorsale Verfahren. Beim ventralen Verfahren wird der Zugang von vorne gewählt, beim dorsalen Verfahren von hinten. Bei letzterem werden
die Wirbelbögen (der hintere Anteil der Wirbelkörper) und deren nach hinten abgehenden Fortsätze freigelegt. Wird der ventrale Zugang gewählt, so muss die Wirbelsäule durch den Bauchraum
hindurch präpariert werden. Gefahren birgt, wie jeder operativer Eingriff, auch diese Operation. Je schwerer das Ausmaß der Skoliose ist, desto risikoreicher die OP. Mögliche Komplikationen, neben
den allgemeinen Risiken wie Blutung und Infektion, können beispielsweise sein: Schädigung des Rückenmarks durch Druck, Zug oder Verschiebung, Durchblutungsstörungen, bis hin zur
(vorrübergehenden) Querschnittslähmung. Die durch die Operation herbeigeführte Begradigung der Wirbelsäule kann sich leider auch wieder zurückbilden und die Metallimplantate können ausreißen. Hier
sollen nur einige der möglichen Komplikationen genannt werden.
Quelle: Dr. Gumbert